Nachdem im Jahr 2002 zwei Renngemeinschaften mit Tutzinger Beteiligung im legendären Roseninselachter angetreten waren, hatten wir 2003 den Festen Willen, endlich einen Vereinsachter auf die 12 Kilometer lange Strecke zu schicken.
Auf Grund der Erfahrungen des letzten Jahres sollte es ein Gig-Achter werden.
Letztes Jahr waren die Gig-Boote klar im Vorteil gegenüber den Renngeräten. Viele Rennboote mußten ans Ufer und erstmals ausgeleert werden.
Also, der Aufruf zum Gig-Achter.
Im Montagstraining sollten die Recken fit für die Langstrecke gemacht werden. Leider war es nur sehr selten möglich auch mal mit acht Leuten aufs Wasser zu gehen.
Der Initiative von Rainer Vahlkampf war es dann zu verdanken, daß wir endlich Anfang September mit Rainer, Adi Rauch, Jürgen Moy, Wolfgang Hinrichs, Dirk Devogelare, Hans Weber, Ingo Heinemann, Lothar Hübner und mir eine Mannschaft zusammen hatten.
Also, rein in die Heidi und los….
Das erste mal war den sehr motivierten Ruderkameraden anzumerken, daß das Riemenrudern in unserem Verein sehr vernachlässigt wird. Die Trennung von Dreh- und Zughand war nicht so einfach. Da wir aber alle gewillt waren, eine gute Figur beim Rennen zu machen, wurde es von mal zu mal besser.
Erschöpft und zufrieden beendeten wir das erste Training und jetzt war klar, am 4.10 wird gestartet.
Wir schafften es, zum Erstaunen und manchmal auch Ärgernis unsere Lebensgefährtinnen, zeitweise viermal die Woche zu rudern und die Spannung stieg.
Leider wurde unser Elan erstmal durch einen Dollenbruch beendet. Unserem bastlerischen Talent folgend bauten wir kurzerhand einen alten fünfstrebigen Ausleger zu Vierstrebigen um.
Doch schon beim nächsten Montags-Training unter Coach Christian verabschiedeten sich bei der Wende noch mal Zwei.
Naja, wir wußten zwar, daß die Heidi nicht mehr ganz die jüngste war, aber daß sie unserer Kraft so überhaupt nicht gewachsen war, hatten wir nicht erwartet.
Was nun?
Unser Blick viel auf ein völlig verstaubtes Boot unter der Bootshausdecke.
„Christian, was is mit der Barbara“ hallt es durchs Bootshaus.
„Die hat zwei große Löcher“ dämpft der Christian unsere Euphorie.
Wir holten uns die zwei Einzelteile trotzdem aus der obersten Etage und begutachteten die beiden Blessuren.
Ok, sah echt übel aus, aber wir wollten ja unbedingt zum Rennen. Also war der Entschluß schnell gefasst, sie zu reparieren. Gleichzeitig organisierte uns der Christian einen Gig-Achter aus Konstanz fürs Rennen, da wir ja Gig gemeldet waren.
Hans Weber, Rainer Vahlkampf und ich machten sich ans Werk und sägten, laminierten, schliffen jeder etwa 15h an unserem neuen Trainingsgerät.
Jetzt noch eine Schicht Klarlack drüber und dann auf zur ersten Probewasserung.
Leider mußten wir feststellen, daß noch immer zwei Stellen nicht dicht waren. Also noch mal: Laminat raus, nachschleifen und lackieren. Ausleger und Sitze waren schnell gefunden. Hier ein bisschen Öl dran, da eine Schraube nachgezogen, schnell noch ein paar neue Beilagscheiben und schon lag die Barbara in neuem Glanz vor uns.
Mittlerweile war es auch schon Samstag, der 27.9. 17:00 Uhr.
Also an die Strippe und allen Bescheid geben, daß wir am Sonntag um halb zehn wieder trainieren können.
Es kamen auch alle neun um die Wiederbelebung des alten Rennachters nach acht Jahren mitzuerleben. Als Leichtester stellte sich Jürgen zur Verfügung, uns Richtung Seeshaupt zu steuern. Überrascht, wie gut es lief, fuhren wir auch gleich bis zum Ende des Sees.
Leider lief es für unseren Steuermann nicht so toll. Er lädierte sich, im wirklich unbequemen Sitz der Barbara derart, daß er nicht mehr trainieren konnte. Die Lage verbesserte sich auch bis Freitag nicht und er sagte seine Beteiligung am Rennen ab.
Da sich auch der Lothar einen Hexenschuß geholt hatte, war guter Rat teuer.
Kurzfristig erklärte sich Christian bereit mit ins Boot zu steigen. Eine Tolle Geste, war er doch Tage zuvor von einem anderen Auto gerammt worden und hatte ein Schleudertrauma.
Als Steuerfrau konnten wir Tabitha Heinemann gewinnen, was sich später noch als absoluter Glücksfall erweisen sollte.
So, nun war er da, der 4.10.
Treffpunkt acht Uhr…. Schweinewetter!!!
Trotzdem waren alle mehr oder weniger pünktlich da. Der aus Konstanz geliehene Gig-Achter war auch schon da. Also 10er und 13er Schlüssel zur Hand und dran mit den Auslegern. Den Flansch fest verschraubt, die Rollsitze rein und ab aufs Wasser.
Bei strömendem Regen fuhren wir uns um halb zehn eine halbe Stunde ein und suchten unser Setup.
Wieder an Land, gab`s erstmal Kaffee und Kuchen. Wir hatten ja noch ca. drei Stunden Zeit bis zum Start. Um Viertel nach zwölf übernahmen wir das Boot von den Konstanzern. Da es noch 40 Minuten bis zum Start waren, fuhren wir ein bisschen in der Starnberger Bucht umher um uns aufzuwärmen.
Pünktlich standen wir an der Startlinie.
………….Schuß……….und los…. ½ , ¾ , ¾ , ganz
Schon nach den ersten Schlägen waren die Boote neben uns klar vorne.
So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Unser direkter Konkurrent, das Boot „Schroders“ vom MRSV, lag gleichauf.
Im Laufe der ersten vier Kilometer konnten wir diese aber gut vier Bootslängen abhängen. Etwa zwei Bootslängen vor uns lag ein Achter der Frankfurter RG Germania. Diese fuhren weiter unter Land als wir und uns war klar, wenn wir jetzt ein bisschen Gas geben, dann sind wir an der ersten Wendeboje auf der Innenseite und haben Vorfahrt.
Also erhöhten wir, angetrieben von unserer Steuerfrau Tabitha, die Schlagzahl.
Kurz vor der Boje dann noch ein kurzer Aufreger. Ein untergegangenes Rennboot schwamm da knapp unter der Oberfläche. Tabitha steuerte uns nur Zentimeter dran vorbei.
Tatsächlich waren wir dann an der Boje zwar eine halbe Bootslänge hinten, aber innen.
Durch ein super Wendemanöver waren wir dann vorne.
Leider klappte die Wende an der, 25 Meter entfernten, 2. Boje nicht so toll wie die erste und die Frankfurter waren wieder vorne. Sie schafften es auch gleich, sich eine Bootslänge abzusetzen.
Die Germanias fuhren zwar in einer anderen Klasse, aber das wollten wir nicht auf uns sitzen lassen. Also packten wir noch mal richtig an. Gepeitscht von Tabithas energischen Kommandos und den, immer wieder dazwischengerufenen, Anfeuerungen aus dem eigenen Boot kamen wir immer mehr auf und überholten sogar. Unsere Gegner hielten bis ca. 1,5 Kilometer vor dem Ziel gut mit, dann brachen sie konditionell ein und wir fuhren mit drei Längen Vorsprung ins Ziel.
Von der „Schroders“ war gar nichts mehr zu sehen.
Wir waren überglücklich über unsere Leistung.
An Land bedankte sich jeder noch mal persönlich bei Tabitha, die uns so klasse angetrieben hat.
Sehr Stolz machte uns alle auch die Aussage von Christian: „Danke, daß ich mitfahren durfte.“
Nachdem wir die, von Regen und Wellen klitschnassen, Klamotten gewechselt hatten, gönnten wir uns erstmal ein Bierchen und was zum Essen.
Gegen 16:45 ließen wir uns dann voller Stolz unsere Medaille für den Sieg in unserer Altersklasse umhängen und genossen das Siegerfoto.
Kurz vor dem Nachhauseweg wurden dann schon die Rufe nach den nächsten Trainingseinheiten fürs nächste Jahr laut.
Zum Abschluß bleibt mir nur noch zu sagen, daß ich mich schon auf nächstes Jahr freue und hoffe, daß wir wieder eine so motivierte Mannschaft zusammen bekommen.
Außerdem möchte ich mich auch nochmals bei allen aus dem Team bedanken. Nicht nur die, die am Rennen teilgenommen haben, sondern auch Jürgen und Lothar, die leider verletzt absagen mußten. Außerdem natürlich bei unserer stimmgewaltigen Steuerfrau Tabitha und auch bei der Claudia, die uns immer wieder beim Training gescheucht hat und auch selbst in der Vorbereitung als Ruderin für verhinderte Teammitglieder eingesprungen ist.
Andi Borowicz